Das Leben mit Stillkind

Damit sich das Stillen einspielen kann, ist es sinnvoll, vor allem in den ersten acht Lebenswochen keinen Schnuller zu geben. Neugeborene übergehen durch das Nuckeln am Schnuller leicht ihren Hunger und zeigen diesen nicht mehr deutlich erkennbar an. Für Dich wird es dann schwieriger, die Signale des Kindes rechtzeitig zu erkennen. Einige Babys reagieren auch irritiert auf die unterschiedliche Saugtechnik an Schnuller und Brust. Dies kann Stillprobleme auslösen.

Ein Kind kann über die gesamte Stillzeit hinweg gut ohne Schnuller auskommen. Wenn Du Dich als Mutter damit wohl fühlst, kann Dein Kind sein Saugbedürfnis ausschließlich an Deiner Brust befriedigen. Das häufige Saugen sorgt dafür, dass Du immer genug Milch hast und Dein Baby gut gedeiht. Das Saugen an der Brust regt zudem die Ausbildung der Kiefer- und Mundmuskulatur optimal an. Zugleich trainiert Dein Kind einen kräftigen Mundschluss. Dieser fördert die gesunde Atmung durch die Nase und schützt Dein Kind so vor Infekten. Das Saugen am Schnuller hingegen fördert die ungesunde Mundatmung und kann je nach Intensität negative Auswirkung auf Zahnstellung und Sprachentwicklung haben. Falls Du Deinem Kind gerne einen Schnuller geben möchtest, lass Dich fachlich informieren, um gesundheitliche Auswirkungen zu kennen und den Schnuller nur gezielt einzusetzen.

Dass Babys auch nachts zum Stillen aufwachen, ist ganz normal. Sie haben wegen ihres starken Wachstums einen hohen Bedarf an Energie. Muttermilch ist reich an Kalorien und Nährstoffen und zugleich auch sehr leicht verdaulich. Sie passiert den Magen-Darm-Trakt daher recht schnell, so dass Babys bei der Nahrungsaufnahme noch nicht zwischen Tag und Nacht unterscheiden.

Babys melden sich nachts zudem weil sie Sicherheit suchen. Über die Jahrtausende hinweg waren Menschenbabys ohne die Nähe der Eltern schutzlos jeder Gefahr ausgeliefert. Nur im direkten Körperkontakt waren sie geschützt und konnten beruhigt weiterschlafen. Auch heute versichert sich ein Baby beim Aufwachen jedes Mal aufs Neue der Nähe seiner Eltern. Wenn Du nachts prompt auf die Signale Deines Kindes reagierst, wird es sich geborgen fühlen, es kann sich entspannt satt trinken und danach schnell wieder weiterschlafen. Auf diese Weise wird die Brust auch nachts regelmäßig entleert damit sich nichts staut, zugleich wird die Milchproduktion angeregt.

Wo ein Kind schlafen soll, ist eine individuelle Familienentscheidung; jede Familie findet eigene Lösungen, mit denen sie gut zurechtkommt. Viele stillende Mütter lassen ihr Baby gerne nahe bei sich schlafen. Manche Mütter nehmen das Baby mit ins Elternbett, andere haben ein Beistellbettchen oder ein Babybett im gleichen Zimmer stehen; wieder andere legen sich mit dem Kind auf eine große Matratze oder in ein großes Bett im Kinder- oder Gästezimmer. Wenn Du Dein Stillkind nachts in der Nähe hast, kannst Du schnell auf seine ersten Signale reagieren und es direkt stillen. So läuft die Nacht möglichst ruhig ab. Der Schlafrhythmus einer stillenden Mutter passt sich übrigens dem ihres Stillkindes an, wenn beide möglichst nahe zusammenliegen. Beide tauchen zum Stillen gemeinsam aus dem Tiefschlaf auf und schlafen nach dem Stillen zusammen wieder weiter. So bekommt eine stillende Mutter trotz der aufreibenden Nächte möglichst viel eigenen Schlaf.

Wenn Du mit Deinem Stillkind zusammen in einem Bett schläfst, achte auf Folgendes:

  • Das Baby schläft ohne Kopfkissen bevorzugt in Rückenlage
  • Es befinden sich keine losen Kissen oder Stofftiere in der Nähe des Babys
  • Feste Schlafunterlage und abgesicherte Bettseiten, das Baby sollte nicht in Spalten rutschen können
  • Das Baby liegt bevorzugt nur neben der Mutter, nicht zwischen den Eltern
  • Genügend Bewegungsfreiheit für Eltern und Baby
  • Das Kind ist vor Überwärmung geschützt: dünne Decken, kein Mützchen, niedrige Raumtemperatur
  • Kein elterlicher Konsum von Drogen, Alkohol oder dämpfenden Medikamenten
  • Rauchfreie Umgebung

Frühgeborene Kinder schlafen sicherer auf einer separaten Unterlage neben dem Elternbett.

Der Babyalltag und die Babynächte können sehr aufreibend sein. Gönn es Dir, tagsüber möglichst langsam zu machen und wenn möglich gemeinsam mit dem Kind einen Mittagsschlaf zu halten. Auch der Austausch mit anderen Müttern oder einer Stillberaterin kann entlasten. Erwartungshaltungen wie „Schläft es schon durch?“ können unter Druck setzen. „Durchschlafen“ ist kein Qualitätskriterium für das Muttersein, kein Baby muss Schlafen „lernen“. Die Schlafentwicklung ist ein individueller Reifeprozess jedes Kindes, kein Lernprozess.

Wie lange darf/kann/soll gestillt werden? Solange es Mutter und Kind damit gut geht! Die Stillbeziehung kann so lange andauern, bis entweder Mutter oder Kind nicht mehr wollen.

Circa ab dem zweiten Lebenshalbjahr interessieren sich die meisten Kinder für die erste Beikost. Während ein Kind im zweiten Lebenshalbjahr neue Nahrungsmittel kennenlernt, bleibt die Muttermilch genau wie in den ersten Lebensmonaten hochwertiges Hauptnahrungsmittel. Beikost bedeutet nicht automatisch Abstillen, sondern zunächst das Kosten, Ertasten und Schmecken neuer Nahrungsmittel zusätzlich zur gewohnten Muttermilch.

Stillen auch im Kleinkindalter ist biologische Norm. Mutter und Kind profitieren weit über den ersten Geburtstag hinaus von den positiven Auswirkungen des Stillens auf die Kinder- und Frauengesundheit. Auch wenn das Kind schon gerne am Familientisch mitisst, bleibt die Muttermilch weiterhin ein hochwertiges Nahrungsmittel. Die WHO empfiehlt ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten und ab dann ein Weiterstillen mit geeigneter Beikost bis zu zwei Jahren und darüber hinaus, solange wie Mutter und Kind es möchten.

Für viele Mutter-Kind-Paare wird das Stillen im Laufe der Monate zu einem liebevollen Ritual, das ruhige Kuscheleinheiten, Nähe und Geborgenheit für beide bedeutet. Ein Kind kann sein Saugbedürfnis im Kleinkindalter genauso wie im Babyalter an der Brust stillen. Was sich für ein eingespieltes Stillteam richtig anfühlt, das ist auch genau richtig. Mütterliche Intuition und die Zeichen des Kindes sind wunderbare Wegweiser.

Wenn Du Dein Kind betreuen lässt, kannst Du weiterstillen. Wir haben Informationen für die Betreuungsperson zusammengestellt, damit sich diese gut informiert um Dein Stillkind kümmern kann und Dich in Deinem Stillwunsch unterstützt.

Vielleicht befindest Du Dich auch gerade in einer Übergangssituation, in der Du Dein Baby von einer Flaschenernährung auf die Brust umgewöhnst. Oder Du stillst Dein Baby teilweise und fütterst regelmäßig zu. Auch dann können Dir die Informationen aus diesem Blatt hilfreich sein.

Es gibt Situationen, in denen es nicht möglich ist, das Baby direkt an der Brust zu stillen. Vielleicht ist Dein Baby zu früh geboren oder krank; vielleicht bist Du vorübergehend von Deinem Baby getrennt, weil Du berufstätig bist, studierst oder eine Ausbildung machst. Vielleicht musst Du auch die Milchbildung zusätzlich anregen. Hier erfährst Du, wie Du Deine Muttermilch von Hand oder per Pumpe gewinnen, aufbewahren und füttern kannst.

Muttermilch gewinnen und aufbewahren

Ein Stillkind betreuen

Als Betreuungsperson eines Babys oder Kleinkindes leistest Du eine wertvolle Arbeit. Erfahre hier, wie du die Mutter beim Stillen unterstützen kannst.

Muttermilch gewinnen und aufbewahren

Erfahre hier, wie du Muttermilch von Hand oder mit einer Pumpe gewinnen kannst. Zusätzlich erhältst Du Tipps zum Aufbewahren, Erwärmen und Füttern von Muttermilch.